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Lactoferrin und Erkältungskrankheiten

Infektionen des Respirationstraktes tragen erheblich zur globalen Morbidität und Mortalität bei. Sie gehören zu den Top 10 der führenden Todesursachen weltweit und zählen zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter 5 Jahren [1].

Daher ist die Unterstützung des Immunsystems gerade in der aktuellen Jahreszeit zur Hochzeit der Infektionen des Respirationstraktes ein wichtiges Thema.

In den letzten Jahren wurde immer wieder von den positiven Wirkungen von Lactoferrin bei verbreiteten Infektionskrankheiten wie bei Erkältungen oder der Grippeinfektion (Influenza) berichtet. Lactoferrin könnte hier ein Schlüsselfaktor sein, das Immunsystem zu unterstützen und Erkältungskrankheiten vorzubeugen [2].

Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Metaanalyse von 13 Studien von Berthon et al. über einen potenziell protektiven Effekt gegen Erkältungskrankheiten sowie die Reduktion von systemischen Inflammationen und schweren Atemwegsinfektionen bei der hochdosierten Supplementation von Lactoferrin.

Gerade bei Kindern und Säuglingen zeigte sich, dass Lactoferrin das Auftreten von Atemwegsinfektionen reduzieren kann, was vermutlich auf eine verbesserte Immunfunktion hindeutet. Die Inzidenz typischer Symptome wie Husten, Keuchen und Schnupfen wurde erfolgreich reduziert, aber auch die gesamte Inzidenz für das Auftreten von Atemwegserkrankungen und auch die Krankheitsdauer wurden verringert.

Auch bei Erwachsenen scheint Lactoferrin das Potenzial zu haben, positiv auf Atemwegsinfektionen zu wirken [2].

In einer weiteren, im letzten Jahr publizierten Metaanalyse von Ali et al. zeigte sich ebenfalls eine therapeutische Wirksamkeit von Lactoferrin hinsichtlich der Prävention von Infektionen des Respirationstraktes über alle Altersgruppen hinweg. Auch die Dauer einer Atemwegserkrankung sowie die Schwere der Symptomatik zeigten sich bei der Einnahme von hochdosiertem Lactoferrin regredient, was auch die Ergebnisse der aktuellen Metaanalyse bestätigen [1,2].

Infektionen des Respirationstraktes werden hauptsächlich durch Bakterien oder Viren verursacht.

Aufgrund des breiten Spektrums an antibakteriellen, antiviralen und immunmodulierenden Funktionen von Lactoferrin wird in der Metaanalyse die Supplementation von Lactoferrin zur Vorbeugung von akuten Atemwegsinfektionen vorgeschlagen [2].

Antiviral

  • Antivirale Wirkung von Lactoferrin durch:
  • die Blockierung viraler Rezeptoren wie Heparansulfat-Proteoglykane, indem Lactoferrin an diese Rezeptoren bindet und den „Eingang“ in die Wirtszelle versperrt [1,4]
  • die Verringerung der viralen Replikation durch Induktion der Typ-I-IFN-Produktion [1,3]
  • indirekte antivirale Wirkung durch Beeinflussung von Immunzellen (siehe unten) [2]
  • Außerdem konnte in vitro ein signifikantes antivirales Potenzial gegen das Influenzavirus bestätigt werden. Es zeigte sich, dass Lactoferrin die vom Influenzavirus ausgelöste Apoptose (programmierter Zelltod) und die anschließende Infektion unterdrücken kann [1,5]

Auf die antivirale Aktivität von Lactoferrin sind wir zudem schon einmal genauer eingegangen:
(siehe den Beitrag Die immunologische Funktion von Lactoferrin in der Virenabwehr)

Immunmodulatorisch

Als natürlicher Bestandteil des angeborenen Immunsystems kann Lactoferrin sowohl dieses als auch das adaptive Immunsystem unterstützen, indem es wichtige Immunzellen wie dendritische Zellen und Leukozyten aktiviert [1]. 

Gerade bei älteren Erwachsenen ab dem 40. Lebensjahr zeigte sich, dass Lactoferrin die Aktivität von natürlichen Killerzellen, also der angeborenen Immunität, erhöhen kann. Natürliche Killerzellen gehören zu den Lymphozyten, die zytotoxisch wirken, also schädliche Zellen zerstören können [2].

Das Vorhandensein von Lactoferrin-Rezeptoren auf einer Reihe von Immunzellen bestätigt eine vielfältige Rolle von Lactoferrin bei der Modulation des Immunsystems, sowohl des angeborenen als auch des adaptiven Immunsystems [1].

Antibakteriell

  • Lactoferrin kann die bakterielle Zellmembran durchbrechen, indem es das in der Zellmembran gramnegativer Bakterien vorkommende Lipopolysaccharid (LPS) bindet und sequestriert Verhinderung der Auslösung der LPS-vermittelten proinflammatorischen Kaskade und die dadurch entstehende Zellschädigung durch Hemmung der bakteriellen Adhäsion und Eindringen in die Wirtszelle [1,2,6]
  • Hemmung des bakteriellen Wachstums durch die direkte Bindung von Eisen (Eisen fördert das bakterielle Wachstum) und „Aushungern“ pathogener Bakterien [1,2]

Insgesamt zeigte die Verabreichung von Lactoferrin bei Infektionen des Respirationstraktes bereits bei verschiedenen Altersgruppen eine vielversprechende Wirksamkeit [1,2].

Die Autoren Ali et al. schlussfolgern zudem aus den Ergebnissen ihrer Metaanalyse, dass die aktuelle Evidenz dafür spricht, Säuglingsnahrung mit Lactoferrin anzureichern [1].

Auch bei Erwachsenen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Lactoferrin eine positive Rolle bei der Behandlung von Symptomen und der Genesung von Patienten, die an Infektionen des Respirationstraktes leiden, spielen kann [1,2].

Dies bedarf allerdings noch weiterer Forschung für evidente Aussagen.

Quellen

1. Ali, A. S., Hasan, S. S., Kow, C. S. & Merchant, H. A. Lactoferrin reduces the risk of respiratory tract infections: A meta-analysis of randomized controlled trials. Clin Nutr ESPEN 45, 26–32 (2021).

2. Berthon, B. S., Williams, L. M., Williams, E. J. & Wood, L. G. Effect of Lactoferrin Supplementation on Inflammation, Immune Function, and Prevention of Respiratory Tract Infections in Humans: A Systematic Review and Meta-analysis. Advances in Nutrition (2022) doi:10.1093/advances/nmac047.

3. Wakabayashi, H., Oda, H., Yamauchi, K. & Abe, F. Lactoferrin for prevention of common viral infections. Journal of Infection and Chemotherapy vol. 20 666–671 Preprint at https://doi.org/10.1016/j.jiac.2014.08.003 (2014).

4. Lang, J. et al. Inhibition of SARS pseudovirus cell entry by lactoferrin binding to heparan sulfate proteoglycans. PLoS One 6, (2011).

5. Pietrantoni, A., Ammendolia, M. G. & Superti, F. Bovine lactoferrin: Involvement of metal saturation and carbohydrates in the inhibition of influenza virus infection. Biochemistry and Cell Biology 90, 442–448 (2012).

6. Rosa, L., Cutone, A., Lepanto, M. S., Paesano, R. & Valenti, P. Lactoferrin: A natural glycoprotein involved in iron and inflammatory homeostasis. International Journal of Molecular Sciences vol. 18 Preprint at https://doi.org/10.3390/ijms18091985 (2017).

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