Demenz & Alzheimer – eine Herausforderung für Angehörige
Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten einhergehen. Am bekanntesten ist die Alzheimer-Krankheit, die rund 60–70 % aller Demenzfälle ausmacht. Betroffene verlieren nach und nach Gedächtnis, Orientierung und kognitive Funktionen – was nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihr Umfeld eine enorme Belastung darstellt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass weltweit über 55 Millionen Menschen mit Demenz leben. Jährlich kommen fast 10 Millionen neue Fälle hinzu. In Deutschland sind es aktuell etwa 1,8 Millionen Betroffene, Tendenz steigend: Prognosen zufolge könnten es bis 2050 über 2,8 Millionen sein. Der demografische Wandel spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Neben diesen nüchternen Zahlen wird das Thema immer dann besonders greifbar, wenn prominente Persönlichkeiten betroffen sind. Die öffentliche Bekanntmachung einer Diagnose führt dazu, dass die Krankheit mehr Sichtbarkeit erhält – und damit auch das Verständnis für Betroffene und deren Familien wächst.
Alzheimer und Demenz – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Demenz beschreibt den Oberbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die zu kognitiven Einschränkungen führen.
- Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, die durch Ablagerungen von Beta-Amyloid und Tau-Proteinen im Gehirn entsteht.
- Weitere Demenzformen sind vaskuläre Demenz, Lewy-Body-Demenz oder frontotemporale Demenz.
- Typische Symptome: Gedächtnisverlust, Sprachprobleme, Orientierungsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, abnehmende Alltagskompetenz.
Prominente Fälle: Bruce Willis und andere
Im Jahr 2022 wurde bekannt, dass Schauspieler Bruce Willis an Aphasie leidet. Wenig später bestätigte seine Familie, dass er eine frontotemporale Demenz (FTD) entwickelt hat. Diese seltenere Form betrifft vor allem den Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns und zeigt sich in frühen Sprachstörungen, Verhaltensänderungen und Persönlichkeitsveränderungen.
Auch andere Prominente haben mit Demenz- oder Alzheimer-Diagnosen das Thema stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt – darunter der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan, der 1994 seine Alzheimer-Erkrankung öffentlich machte. Solche Fälle tragen dazu bei, dass Erkrankungen, die häufig im privaten Umfeld tabuisiert werden, offener diskutiert werden.
Auswirkungen auf Angehörige
Demenz ist eine Erkrankung, die nie nur die Betroffenen selbst betrifft. Familienmitglieder und enge Bezugspersonen übernehmen meist die Pflege – emotional, organisatorisch und oft auch finanziell. Studien zeigen, dass pflegende Angehörige eine stark erhöhte Belastung erleben: Schlafstörungen, depressive Symptome und soziale Isolation sind häufige Folgen.
Besonders schwierig ist für Angehörige der „lange Abschied“. Während der Körper des Patienten oft noch über Jahre funktioniert, verändert sich die Persönlichkeit schrittweise. Erinnerungen, gemeinsame Erlebnisse und vertraute Kommunikationsformen gehen verloren. Angehörige beschreiben häufig ein Gefühl der „doppelten Trauer“ – den Verlust der geliebten Person im Hier und Jetzt sowie die spätere endgültige Trauer beim Tod.
Hinzu kommt eine enorme organisatorische Herausforderung. Termine bei Fachärzten, das Management von Medikamenten, Anträge bei Pflegekassen oder die Organisation von Unterstützung durch Pflegedienste verlangen viel Zeit und Energie. Besonders wenn die Erkrankung früh einsetzt, stehen Familien zusätzlich unter finanziellen Belastungen, da oft ein Verdienstausfall hinzukommt.
Viele Angehörige geraten dadurch an ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Selbstpflege und Unterstützung von außen – etwa durch Selbsthilfegruppen, professionelle Beratung oder Kurzzeitpflegeangebote – sind daher entscheidend, um eine dauerhafte Überlastung zu verhindern. Gleichzeitig berichten viele Familien aber auch, dass die gemeinsame Bewältigung einer Demenzerkrankung zu neuen Formen von Nähe, Verständnis und Zusammenhalt führen kann.
Prophylaxe: was ist (bisher) möglich?
Kompletten Schutz vor Demenz oder Alzheimer kann man derzeit nicht garantieren, doch eine Reihe von Lebensstilmaßnahmen und möglichen Interventionen gilt als vielversprechend, um das Risiko zu senken oder den Beginn hinauszuzögern:
- Kognitive Aktivität & lebenslanges Lernen: geistige Herausforderungen (Lesen, Puzzles, neue Sprachen, Instrumente) stimulieren das Gehirn und können neuronale Reserve fördern.
- Bewegung & körperliche Aktivität: regelmäßige körperliche Bewegung (z. B. Ausdauertraining, Spaziergänge) verbessert Durchblutung und Stoffwechsel im Gehirn.
- Gesunde Ernährung: eine pflanzenbetonte, antioxidanzienreiche Ernährung (z. B. mediterrane Kost) kann Entzündungsprozesse und oxidativen Stress hemmen.
- Soziale Teilhabe & Lebensfreude: soziales Engagement, Hobbys und ein erfülltes Beziehungsleben schützen vor Isolation und mentalem Abbau.
- Kontrolle von Risikofaktoren: Hypertonie, Diabetes, Übergewicht, Rauchen und hoher Cholesterinspiegel sollten möglichst frühzeitig behandelt werden.
Wichtig ist: Einzelmaßnahmen sind meist weniger wirksam als ein integrierter Lebensstil, der Bewegung, Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe verbindet. Außerdem ist die Evidenz, insbesondere beim Menschen, noch nicht in allen Bereichen ausreichend stark, sodass Prävention eher als „Risikoreduktion“ verstanden werden sollte als als Garant.
Lactoferrin und Alzheimer
Lactoferrin (LF) ist ein eisenbindendes Protein mit antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften, das im Gehirn von Alzheimer-Patienten in senilen Plaques und neurofibrillären Bündeln nachgewiesen wurde. In einer experimentellen Studie an transgenen Alzheimer-Mäusen (AβPP-Tg, J20-Modell) konnte gezeigt werden, dass sowohl Lactoferrin als auch pepsin-hydrolysiertes Lactoferrin das Gedächtnis verbessern und die Amyloid-β-Ablagerungen im Gehirn reduzieren. Dieser Effekt hing mit einer verminderten Aktivität des Enzyms BACE1 zusammen, das eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Amyloid-β spielt. Zusätzlich förderte Lactoferrin die ApoE-Sekretion und erhöhte die ABCA1-Proteinspiegel in Astrozyten, was die extrazelluläre Abbaukapazität von Amyloid-β verstärkte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Lactoferrin sowohl für die Therapie als auch für die Prävention von Alzheimer eine Rolle spielen könnte (Abdelhamid et al., 2020, PubMed).
Fazit
Demenz und Alzheimer zählen zu den größten medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Die steigenden Inzidenzen machen deutlich, dass Prävention, Forschung und Pflegekonzepte dringend weiterentwickelt werden müssen. Prominente Fälle wie der von Bruce Willis tragen dazu bei, das Bewusstsein für diese Erkrankungen zu schärfen. Für Angehörige bleibt die Belastung enorm – sie brauchen ebenso wie die Betroffenen Unterstützung, Verständnis und gesellschaftliche Anerkennung.