Elektrolytmangel & Hangover: Kater & Kopfschmerzen von Alkohol verstehen
Der Morgen nach einer feuchtfröhlichen Nacht ist für viele alles andere als angenehm: pochende Kopfschmerzen, trockener Mund, Schwindel, Übelkeit und das Gefühl, als sei jede Körperzelle ausgedörrt. Was umgangssprachlich als Kater oder Hangover bezeichnet wird, ist in Wahrheit das Ergebnis komplexer biochemischer Prozesse, die beim Abbau von Alkohol im Körper ablaufen.
Eine zentrale Rolle spielen dabei Flüssigkeitsverlust und Elektrolytmangel. Alkohol stört nicht nur den Wasserhaushalt, sondern führt auch zu einem deutlichen Verlust an Mineralstoffen wie Natrium, Kalium und Magnesium – Substanzen, die für Nerven- und Muskelfunktion, Herzrhythmus und Stoffwechselprozesse essenziell sind. Das Verständnis dieser Mechanismen hilft nicht nur dabei, den Kater zu lindern, sondern liefert auch praktische Strategien zur Vorbeugung.

Wie Alkohol den Körper dehydriert
Alkohol hat eine diuretische Wirkung – er steigert die Urinproduktion. Ursache ist die Hemmung des antidiuretischen Hormons (ADH), das normalerweise die Wasserrückresorption in den Nieren steuert. Sinkt der ADH-Spiegel, scheidet der Körper mehr Flüssigkeit aus, als er aufnehmen kann.
Dieser Wasserverlust zieht automatisch Elektrolyte mit sich, da Mineralstoffe im Urin gelöst vorliegen. Schon wenige Stunden Alkoholkonsum können den Gehalt an Natrium (wichtig für den Flüssigkeitshaushalt), Kalium (entscheidend für die Muskel- und Nervenfunktion) und Magnesium (zentral für Energiegewinnung und Muskelentspannung) deutlich senken.
Typische Folgen des Mineralstoffverlusts:
- Natriummangel: verstärkte Austrocknung des Gehirns, was zu pochenden Kopfschmerzen führt
- Kaliummangel: Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche, Müdigkeit
- Magnesiummangel: Muskelkrämpfe, Reizbarkeit, Erschöpfung
Der Alkoholabbau: eine Belastung für den Stoffwechsel
Alkohol wird in der Leber in zwei Schritten verstoffwechselt:
- Ethanol → Acetaldehyd
Dieses Zwischenprodukt ist hochgiftig und kann Übelkeit, Herzrasen und Kopfschmerzen auslösen. - Acetaldehyd → Essigsäure
Diese wird weiter zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut oder in den Energiestoffwechsel eingeschleust.
Der gesamte Prozess erfordert große Mengen an Wasser, verschiebt den Säure-Basen-Haushalt in Richtung Übersäuerung und erhöht den Energieverbrauch. Gleichzeitig entstehen oxidativer Stress und entzündungsfördernde Botenstoffe, die das allgemeine Krankheitsgefühl verstärken.
Neben Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust spielen auch die Geschwindigkeit des Alkoholabbaus und der zeitliche Verlauf oxidativer Prozesse eine entscheidende Rolle. Wie eine Studie (Abbildung) zeigt, führt ein langsamer Ethanolabbau dazu, dass Ethanol länger im Blut und damit auch im Gehirn bleibt. Dies verschiebt oxidativen Stress in die zweite Nachthälfte und verstärkt entzündliche Reaktionen – beides Faktoren, die den Kater am nächsten Tag verschlimmern können. Umgekehrt ist ein schneller Abbau mit frühzeitigem oxidativem Stress und milderen Symptomen assoziiert.
Das Zusammenspiel aus gestörtem Wasser- und Mineralstoffhaushalt, verzögertem Ethanolabbau und verschobenem oxidativem Stress erklärt, warum die Intensität eines Katers von Person zu Person so unterschiedlich ausfallen kann.

Warum Kopfschmerzen beim Kater unvermeidlich scheinen
Mehrere Faktoren wirken zusammen:
- Flüssigkeitsmangel führt zu einer leichten Schrumpfung des Hirngewebes. Die Hirnhäute sind schmerzempfindlich, und diese Dehydrierung erzeugt den charakteristischen Druck- oder Spannungsschmerz.
- Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine werden vermehrt freigesetzt und sensibilisieren die Schmerzrezeptoren.
- Gefäßreaktionen im Gehirn – zuerst Verengung, dann Erweiterung – lösen pulsierende Schmerzen aus.
- Blutzuckerschwankungen durch veränderte Glukoseverwertung verschärfen die Symptomatik.
Elektrolyte als Schlüssel zur Regeneration
Die Katerprävention beginnt bereits vor dem Alkoholkonsum: ausreichend trinken und die Elektrolytspeicher auffüllen. Während und nach dem Feiern sollte nicht nur Wasser, sondern eine elektrolythaltige Lösung zugeführt werden, um den Verlust von Natrium, Kalium und Magnesium auszugleichen.
Optimal sind isotonische Getränke oder hochwertige Elektrolytpulver, die frei von Industriezucker sind. Zuckerfreie Präparate mit ausgewogenem Mineralstoffprofil und zusätzlichen Puffersubstanzen können den Säure-Basen-Haushalt stabilisieren, die Rehydrierung beschleunigen und die Symptome deutlich abmildern.
Fazit: Elektrolyte bei Flüssigkeitsverlust
Der Kater ist das Ergebnis aus Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, giftigen Abbauprodukten und entzündlichen Reaktionen. Wer rechtzeitig gegensteuert, kann den Morgen danach erheblich erträglicher machen. Ein konsequentes Rehydrieren mit Wasser und Elektrolyten ist dabei der wirksamste Schritt – und oft der Unterschied zwischen einem „blauen Montag“ und einem halbwegs produktiven Tag.
Literaturhinweise:
- Wiese JG, Shlipak MG, Browner WS. The alcohol hangover. Ann Intern Med. 2000;132(11):897–902.
- Verster JC et al. The pathology of alcohol hangover. Curr Drug Abuse Rev.
- Shirreffs SM, Maughan RJ. Restoration of fluid balance after exercise-induced dehydration. J Appl Physiol.
- Penning R et al. Alcohol consumption and hangover: frequency, severity and potential risk factors. Addict Behav.
- Verster, J.C.; van Herwijnen, J.; Olivier, B.; Kahler, C.W. The Role of Alcohol Metabolism in the Pathology of Alcohol Hangover. Journal of Clinical Medicine.