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Resveratrol für die Herzgesundheit – Natürlicher Schutzschild für das Herz?

Resveratrol gilt als natürlicher Herzschutz, vor allem wegen seines Rufs als gesunder Bestandteil im Rotwein. Doch wie groß ist sein tatsächlicher Nutzen für das Herz?

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Resveratrol für die Herzgesundheit: Natürlicher Schutzschild für das Herz?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Gesundheitsproblemen, weshalb die Suche nach wirksamen, natürlichen Schutzfaktoren groß ist. Ein vielversprechender Stoff ist Resveratrol: ihm werden entzündungshemmende und gefäßschützende Eigenschaften zugeschrieben. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung von Resveratrol auf das Herz, zeigt natürliche Quellen auf und widerlegt populäre Mythen rund um Rotwein.

Was ist Resveratrol?

Resveratrol ist ein sekundärer Pflanzenstoff – genauer: ein Stilben‑Polyphenol –, der vor allem zum Schutz der Pflanze vor UV‑Strahlung, Pilzbefall und Umweltstress dient. In der menschlichen Ernährung findet man es besonders in roten Trauben, Beeren, Erdnüssen und japanischem Staudenknöterich. Die Menge an enthaltenem Resveratrol variiert stark. Rotwein enthält im Mittel etwa 270 µg pro 100 ml, in Spitzenwerten bis zu 14 mg pro Liter. 

Polyphenole bilden eine große Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, zu der auch Resveratrol gehört. Sie kommen in Obst, Gemüse, Tee, Kaffee, Kakao, Rotwein und vielen Gewürzen vor. Ihre Hauptwirkung ist antioxidativ (Neutralisation freier Radikale) und entzündungshemmend (Regulation von Botenstoffen). Studien zeigen, dass eine polyphenolreiche Ernährung insgesamt mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. 

Wie wirkt Resveratrol auf das Herz?

Resveratrol beeinflusst mehrere biologische Prozesse, die direkt mit der Herzgesundheit verbunden sind. Dazu zählen die Verbesserung der Gefäßfunktion, die Regulation von Entzündungsreaktionen sowie die Modulation von Blutfetten und Blutdruck. Seine Effekte entfalten sich dabei vor allem im Zusammenspiel mit einem gesunden Lebensstil.

1. Antioxidative und entzündungshemmende Effekte

Resveratrol zählt zu den Polyphenolen, die stark antioxidativ und entzündungshemmend wirken. In präklinischen Studien zeigt es:

  • Reduktion freier Radikale und Schutz vor oxidativem Stress

Oxidativer Stress gilt als zentraler Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da er die Gefäßinnenwände schädigen und Atherosklerose begünstigen kann. Resveratrol wirkt als starkes Antioxidans, neutralisiert freie Radikale und unterstützt körpereigene Schutzsysteme wie Superoxiddismutase (SOD) und Glutathion. So können Zellmembranen, Lipide und DNA im Herz-Kreislauf-System vor Schäden bewahrt werden.

  • Hemmung proinflammatorischer Signalwege

Chronische Entzündungen können Gefäßschäden und Plaquebildung fördern. Resveratrol kann proinflammatorische Botenstoffe wie Tumornekrosefaktor-α (TNF-α), Cyclooxygenase-2 (COX-2) und Interleukin-6 (IL-6) gezielt hemmen. Studien zeigen, dass diese Hemmung die Aktivität entzündlicher Signalwege (z. B. NF-κB) abschwächt und somit das Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verlangsamen kann.

  • Verbesserung der Endothelfunktion

Ein gesundes Endothel, also die dünne Zellschicht, die die Blutgefäße auskleidet, ist entscheidend für einen reibungslosen Blutfluss und die Regulation des Blutdrucks. Resveratrol kann die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) –  einem Molekül, das im Körper gebildet wird und die Gefäße entspannt und erweitert – steigern. Diese NO-vermittelte Gefäßweitung kann vor Atherosklerose schützen und langfristig dabei helfen, den Blutdruck und die Herzbelastung zu senken.

2. Wirkung auf Blutfettwerte

Studien zu Resveratrol und Blutfettwerten zeichnen ein gemischtes Bild: Eine große Analyse aus dem Jahr 2022 fand Hinweise darauf, dass Resveratrol den Gesamtcholesterinwert, die Triglyceride und das „schlechte“ LDL-Cholesterin senken kann – vor allem, wenn es über mindestens zwölf Wochen eingenommen wurde und bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Bei Personen mit metabolischem Syndrom zeigte sich dagegen nur eine Senkung des Gesamtcholesterins, während LDL-, HDL- und Triglyceridwerte unverändert blieben.

Eine neuere Untersuchung aus dem Jahr 2025 bestätigte eine deutliche Senkung der Triglyceride, fand jedoch keinen einheitlichen Einfluss auf die übrigen Blutfette. In einzelnen klinischen Studien, beispielsweise mit Menschen mit Fettstoffwechselstörungen, gab es gar keine spürbaren Veränderungen des Lipidprofils.

3. Blutdrucksenkung

Die Wirkung von Resveratrol auf den Blutdruck ist in der Forschung noch nicht eindeutig geklärt. In Laborversuchen zeigte der Pflanzenstoff einige positive Eigenschaften auf das Herz. Er könnte die Gefäßwände entspannen, das Wachstum der glatten Muskelzellen in den Arterien bremsen, die sogenannte Autophagie anregen und insgesamt die Durchblutung fördern.

Autophagie ist ein natürlicher Selbstreinigungs- und Recyclingprozess in unseren Zellen. Dabei baut die Zelle beschädigte oder nicht mehr benötigte Bestandteile wie defekte Proteine oder kaputte Zellorganellen ab und verwertet deren Bausteine wieder. Auf diese Weise entfernt die Zelle schädliche Stoffwechselabfälle, gewinnt in Stresssituationen neue Energie und hält sich selbst funktionsfähig.

Auch beim Menschen gibt es positive Hinweise, vor allem bei Personen mit Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes. In Studien konnte Resveratrol den systolischen Blutdruck, also den oberen Messwert, moderat senken. Die deutlichsten Effekte traten bei höheren Dosierungen von 150 bis 300 mg pro Tag auf. In bestimmten Diabetiker-Gruppen, die täglich 300 mg oder mehr einnahmen, wurde eine Senkung um rund 2 mmHg gemessen. Betrachtet man jedoch die Gesamtheit aller klinischen Daten, zeigt sich kein durchgängiger Effekt.

Natürliche Quellen von Resveratrol

Der Gehalt von Resveratrol in verschiedenen Quellen hängt von Faktoren wie Pflanzenart, Reifegrad, Anbaugebiet und Lagerung ab, weshalb frische, wenig verarbeitete Lebensmittel die beste Quelle darstellen.

Lebensmittel / QuelleTypische Resveratrol-Konzentration*Bemerkungen
Trauben (rote/dunkle Sorten)0,16–3,54 mg/100 gHöchste Gehalte in Schalen; kühles Klima fördert Bildung
Blaubeeren, Cranberries, Maulbeeren0,03–0,18 mg/100 gFrischverzehr erhält Polyphenole am besten
Erdnüsse (mit Schale)0,02–0,26 mg/100 gSchale besonders reich an Resveratrol
Pistazien0,01–0,06 mg/100 gEnthalten zudem andere Polyphenole
Rotwein0,2–5,8 mg/LGehalt stark sorten- und herkunftsabhängig
Dunkle Schokolade / Kakao0,01–0,04 mg/100 gZusätzlich reich an Flavanolen

* Durchschnittswerte. 

Mythen rund um Rotwein und Resveratrol

Der Glaube, ein Glas Rotwein am Tag wirke wie ein „natürliches Herzmedikament“, ist weit verbreitet – nicht zuletzt aufgrund des sogenannten Französischen Paradoxons, das einen Zusammenhang zwischen dem moderaten Weinkonsum in Frankreich und einer geringeren Herzinfarktrate herstellt. Oft wird dabei Resveratrol als Hauptgrund genannt. Tatsächlich enthält Rotwein jedoch nur geringe Mengen Resveratrol, sodass unrealistisch große Mengen getrunken werden müssten, um die in klinischen Studien verwendeten Dosierungen von 100–500 mg pro Tag zu erreichen.

Zudem zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass die kardioprotektiven Effekte von moderatem Alkoholkonsum nicht eindeutig auf Resveratrol zurückzuführen sind, sondern auch durch andere Faktoren wie eine insgesamt ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und einen gesunden Lebensstil beeinflusst werden. 

Die American Heart Association warnt ausdrücklich davor, Alkohol gezielt zur Herzprävention einzusetzen, da die potenziellen Risiken – darunter Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Leberschäden und ein erhöhtes Krebsrisiko – die möglichen Vorteile schnell überwiegen können. Wer Resveratrol gezielt aufnehmen möchte, sollte daher auf alkoholfreie Quellen aus Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln setzen. Es ist sinnvoll, die Herzgesundheit ganzheitlich zu betrachten, statt sie an den Konsum eines Glases Wein pro Tag zu knüpfen.

Fazit: Resveratrol und seine Wirkung auf die Herzgesundheit

Resveratrol ist ein faszinierender Pflanzenstoff mit potenziellen Vorteilen für die Herzgesundheit – vor allem durch seine antioxidativen, entzündungshemmenden und gefäßunterstützenden Eigenschaften. Positive Effekte auf Blutdruck und Blutfette wurden in einigen Studien beobachtet, treten jedoch nicht in allen Untersuchungen auf und hängen stark von Dosierung, Einnahmedauer und Ausgangsgesundheit ab. Wer Resveratrol gezielt nutzen möchte, sollte auf eine polyphenolreiche Ernährung und einen insgesamt herzgesunden Lebensstil setzen, statt auf ein tägliches Glas Rotwein zu vertrauen.

Möchstest Du mehr über Resveratrol und seine Wirkung erfahren? Dann schau Dir doch gerne "diesen Artikel" an.


Literaturangaben:

  • Akbari, M., Tamtaji, O. R., Lankarani, K. B., Tabrizi, R., Dadgostar, E., Haghighat, N. Asemi, Z. (2020). The effects of resveratrol on lipid profiles and liver enzymes in patients with metabolic syndrome and related disorders: A systematic review and meta‑analysis of randomized controlled trials. Lipids in Health and Disease.
  • Ma, C., Wang, Y., Dong, L., Li, M., & Cai, W. (2015). Anti‑inflammatory effect of resveratrol through the suppression of NF‑κB and JAK/STAT signaling pathways. Acta Biochimica et Biophysica Sinica (Shanghai).
  • Berman, A. Y., Motechin, R. A., Wiesenfeld, M. Y., & Holz, M. K. (2017). The therapeutic potential of resveratrol: A review of clinical trials. NPJ Precision Oncology.
  • Gimblet, C. J., Wilson, R., Siddiqui, S., Antoun, J., Afkarian, M., Bell, E., & Ix, J. H. (2024). Effect of resveratrol on endothelial function in patients with CKD and diabetes: A randomized controlled trial. Clinical Journal of the American Society of Nephrology.
  • Godós, J., Vitale, M., Ferrara, M., Grosso, G., & Caruso, G. (2024). Resveratrol and vascular health: Evidence from clinical trials. Frontiers in Pharmacology.
  • Tiwari, R. (2024). Pharmacological foundation and novel insights of resveratrol. Current Molecular Pharmacology. Advance online publication.
  • Tiwari, R. (2024). Pharmacological foundation and novel insights of resveratrol in the cardiovascular system: A review. Journal of Biomaterials Science.

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