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Die Leber – das Multitalent in unserem Körper

Als Stoffwechselzentrale ist die Leber in zwei Blutkreisläufe eingebunden – als einziges Organ außer dem Herz. Sie hat weit mehr Aufgaben als die Entgiftung allein und leidet, wenn wir uns ungesund ernähren. Denn Probleme mit der Leber treten nicht nur durch Alkoholkonsum auf. Mit über 500 Aufgaben ist die Leber ein Organ, das einen großen Beitrag zu unserem Wohlbefinden leistet. Man könnte beinahe sagen: „Happy liver, happy life“. 


Was macht die Leber?

Die Leber ist unsere Stoffwechselzentrale und die größte Drüse im menschlichen Körper. Sie ist mit über 500 Aufgaben eines unserer wichtigsten Organe und ein wahrer Generalist. Zugleich ist sie auch eines der widerstandsfähigsten Organe in unserem Körper und das ist auch gut so. Wäre unsere Lebenszeit an der Leber bemessen, so könnten wir 300 Jahre alt werden. Muss man aufgrund einer Erkrankung Teile der Leber entfernen, so kann diese, selbst wenn man 4/5 der Leber entfernt, wieder auf normale Größe heranwachsen. Die Leber ist vor allem bei der Entgiftung und Energieproduktion (in Form von Blutzucker) beteiligt, hilft bei der Verwertung von Nährstoffen, unterstützt die Produktion vieler lebenswichtiger Proteine und ist ein Speicherorgan für z.B. fettlösliche Vitamine wie Vitamin D.  

Woran erkennt man Leberprobleme?

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, so merkt man dies nicht zwangsläufig unmittelbar. Ein gutes Beispiel: Konsumiert man Alkohol, so bemerkt man bei sehr geringen Mengen keine unmittelbare kognitive oder körperliche Beeinträchtigung. Übersteigt der Konsum ein gewisses (individuelles) Maß, sind wir kognitiv nicht mehr in der Lage klar zu denken und in unserer körperlichen Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt. Wir lallen und wanken.

Dies unterliegt auch häufig einer bestimmten „Tagesform“, woran man schon erkennt, dass die Leber eine wichtige Rolle für unsere Vitalität spielt. Symptome wie Müdigkeit, ein Punktschmerz zwischen den Schulterblättern, Alkoholintoleranz, Durchschlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Kaffeegeschmack, der länger als eine Stunde nach dem Kaffeekonsum anhält, morgendlicher unangenehmer Geschmack im Mund, Verstopfung oder Durchfälle sowie eine Abneigung gegenüber fettigem Essen, können Hinweise auf eine leichte funktionelle Beeinträchtigung der Leber sein. Dies kann gelegentlich auftreten, sollte aber nie über einen längeren Zeitraum anhalten. 

Leber und Galle

In der Leber wird u.a. zur Ausscheidung von Giftstoffen die so genannte Gallenflüssigkeit produziert und in der Gallenblase gesammelt. Die Gallenflüssigkeit dient nicht nur der Ausscheidung, sondern hilft bei der Emulgierung (Verbinden von Flüssigkeit und Fett) von Nahrungsfetten, wodurch wir die in der Nahrung befindlichen Fette und fettlöslichen Vitamine aufnehmen können. Wird nicht ausreichend Gallenflüssigkeit durch die Leber produziert, können Nahrungsfette nicht ausreichend aufgenommen werden und es entsteht ein Fettstuhl, weshalb es zu Durchfällen und einen hohen Verbrauch an Klopapier kommen kann. Zudem verändert sich die Zusammensetzung der Darmflora und die Entstehung einer Dysbiose wird begünstigt (Frost u. a., 2019). Bei langfristigen Fettstühlen steigt auch das Risiko auf einem Mangel an den fettlöslichen Vitaminen A,D,E und K (Azer & Sankararaman, 2019). 

Die Galle und ihre Gallensäuren 

Die Galleflüssigkeit besteht zu 80% aus Wasser, in den restlichen 20% befinden sich vorwiegend gelöste Toxine, Cholesterin und andere Fette sowie die Gallensäuren. Gallensäuren haben vorwiegend die Aufgabe, Fette aus der Nahrung zu emulgieren, wodurch diese aufgenommen werden können. Nahezu alle Gallensäuren werden im sogenannten Entero-Hepatischen-Kreislauf wieder aufgenommen. Als enterohepatischer Kreislauf wird die Zirkulation verschiedener Substanzen von der Leber über die Gallenblase zum Darm und wieder zurück zur Leber bezeichnet. Bestimmte Substanzen zirkulieren so bis zu 12 mal am Tag. 

Der Gallensäuren-Stoffwechsel

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Gallensäuren einen erheblichen Einfluss auf unsere Verdauung, unsere Darmflora und dadurch auch auf unserer Gesundheit haben (Chatterjee u. a., 2020). Sie dienen als eine Art signalübermittelende, hormonähnliche Substanzen (Craik, 2008), welche genutzt werden, um verschiedene Stoffwechselwege (Fett, Elektrolyte und Immunologische) zu regulieren (Joyce & Gahan, 2017). 

Werden die Gallensäuren (primäre Gallensäuren) nach der Nahrungsaufnahme in den Dünndarm abgebeben, so werden sie erst durch unsere Darmflora aktiviert und man nennt sie sekundäre Gallensäuren. Diese Aktivierung ist notwendig, denn die daraus entstandenen sekundären Gallensäuren spielen eine wichtige Rolle für unser Darmansässiges Immunsystem. Sie können zudem Einfluss auf die Zusammensetzung unserer Darmflora nehmen und diese erheblich beeinflussen (Wahlström, Sayin, Marschall, & Bäckhed, 2016).

Die Gallensäuren-regulation und unsere Darmflora 

Die Gallensäuren und deren Produktion unterliegen einem engen Zusammenspiel zwischen der Darmflora, den aufgenommenen Nährstoffen, Hormonen wie Insulin, der Menge an zirkulierenden Entzündungsbotenstoffen, u.v.m. Ein reduzierter Gallensäurespiegel im Darm kann mit Dysbiose und niedriggradigen Entzündungen in Verbindung gebracht werden. Ernährung, Antibiotikatherapie und Krankheitszustände beeinflussen das Gleichgewicht zwischen Darmflora und Gallensäure ebenfalls (Ridlon, Kang, Hylemon, & Bajaj, 2014). Störungen in diesem System sind eng verbunden mit Erkrankungen wie Reizdarm-Syndrom, entzündlichen Darmerkrankungen, Kurzdarm-Syndrom, Clostridium difficile-Infektionen, Asthma und Adipositias (Joyce & Gahan, 2017). 

Was hilft bei Leberproblemen? 

  • Vitamin D unterstützt die Produktion von Gallensäuren und verbessert damit die Gallenfunktion, welche wichtig für den Abtransport von Giften ist (Stokes, Volmer, Grünhage, & Lammert, 2013). Zudem spielt es eine wichtige Rolle für die Lebergesundheit (Ağalar, 2021).  
  • Curcumin (Wirkstoff aus Kurkuma), wirkt antientzündlich (Aggarwal & Harikumar, 2009), was dazu beiträgt, mehr Gallensäuren zu produzieren. Hinzu kommt, dass Curcumin die Leberentgiftung anregt und gleichzeitig die Produktion von schützenden Antioxidantien anstößt (Agarwal, Goel, & Behari, 2010). Es zeigt zudem eine Symptomlinderung bei Verdauungsbeschwerden (Dulbecco & Savarino, 2013).  
  • Ingwerextrakt zeigt eine starke Synergie mit Curcumin(Bhagavathula u. a., 2009) und wirkt stark leberschützend (Badawi, 2018). Er fördert zudem die Leberentgiftung (Eslamparast u. a., 2014) und zeigt wie Curcumin, eine Verbesserung bei Verdauungsbeschwerden(Nikkhah Bodagh, Maleki, & Hekmatdoost, 2019). 
  • Cholin, ein semi-essentieller Nährstoff, ist als eine Aminosäure für unsere Leber, gerade in Bezug auf den Fettstoffwechsel, von großer Bedeutung. Es verhindert, dass vermehrt Fett in die Leber eingelagert wird und trägt zu einer normalen Leberfunktion bei (Panel & Nda, 2011). 

Nahrungsmittel, um die Leber zu unterstützen:

  • Eier (Corbin & Zeisel, 2012) 
  • Artgerecht gehaltenes Geflügel (Alsheblak, Elsherbiny, El-Karef, & El-Shishtawy, 2016) 
  • Blaubeeren (Osman, Adawi, Ahrné, Jeppsson, & Molin, 2007) 
  • Rote Beete (Clifford, Howatson, West, & Stevenson, 2015) 
  • Karotten (Nagy, 2012) 
  • Brokkoli (Kikuchi u. a., 2015) 
  • Zwiebeln (Obioha, Suru, Ola-Mudathir, & Faremi, 2009) 
  • Knoblauch (Obioha u. a., 2009) 
  • Spargel (Sorensen u. a., 2001) 
  • Walnüsse (Gupta, Mah, Garcia, Antonypillai, & Van Der Poorten, 2015) 
  • Ingwer (Bode & Dong, 2011) 
  • Kaffee (Morisco, Lembo, Mazzone, Camera, & Caporaso, 2014) 
  • Grüner Tee (Yin u. a., 2015) 
  • Kakao (Miyazawa u. a., 2015) 
  • Kurkuma (Aggarwal, Gupta, & Sung, 2013) 
  • Artischocke (Heidarian & Rafieian-Kopaei, 2013) 
  • Polyphenolreiches Olivenöl (Assy, Nassar, Nasser, & Grosovski, 2009) 

Tabu´s für eine gesunde Leber:

  • Alkohol 
  • Fruchtzucker in großen Mengen 
  • Säfte 
  • Haushaltszucker 
  • Süßigkeiten 
  • Trockenfrüchte  
  • Fertigprodukte (enthalten häufig viel versteckten Zucker) 

Literatur:

Ağalar, H. G. (2021). Influence of vitamins (C, B3, D, and E) in liver health. In Influence of Nutrients, Bioactive Compounds, and Plant Extracts in Liver Diseases (S. 175–191). Elsevier. https://doi.org/10.1016/b978-0-12-816488-4.00009-7

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