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Alarm im Darm: Tipps zur gesunden Fettverdauung

Die Fettverdauung ist, wie der Name schon sagt, für die Verarbeitung von Fetten und fettähnlichen Substanzen im Verdauungssystem zuständig. Fett ist ein Geschmacksträger, deshalb schmecken uns Pommes, Pizza und Sahnetorten meist besser als Gemüse. Doch es liegt auch schwerer im Magen, weil gerade ungesunde Fette das Verdauungssystem herausfordern. Dabei nehmen wir rund zwei Drittel des täglichen Fettkonsums über „versteckte Fette“ in Nahrungsmitteln auf. Etwa jeder dritte Deutsche hat mit einer gestörten Fettverdauung zu tun.


Woran erkenne ich Probleme bei der Fettverdauung?

Wenn die Fettverdauung Beschwerden macht, wird dieses Thema leider ungern angesprochen. Es ist noch immer kein salonfähiges Thema, denn Bremsstreifen in der Unterhose und Toilette sind doch sehr mit Scham behaftet. Jedoch scheint das keine Seltenheit zu sein. Das Ergebnis von so genanntem Fettstuhl (fachsprachlich Steatorrhoe) zeigt sich häufig auf der Toilette wieder. Man kann dies mit der Verwendung von mehr als drei Blättern Toilettenpapier schon erkennen. Je mehr Fett im Stuhl zurückbleibt, desto mehr schmiert der Stuhl und umso mehr Toilettenpapier wird benötigt. Zudem befindet sich auf dem, meist sehr unförmigen, Stuhl kein Schutzfilm aus Schleim, weshalb dieser in der Toilette die bekannten Streifen zieht. [1] Ein weiteres Zeichen ist, dass der Stuhl nicht wie ein U-Boot versenkt im Wasser liegt, sondern auf der Wasseroberfläche schwimmt, was ebenfalls an dem hohen Fettgehalt im Stuhl liegt.

Was ist die Ursache für zu viel Fett im Stuhl?

Die Ursachen für einen Fettstuhl können wie immer vielfältig sein – jedoch kann, ganz einfach – ein zu hoher Fettkonsum über die Nahrung verantwortlich sein. Dies bemerkt man häufig bei genauerem Beobachten der Mahlzeit vom Vortag und der Konsistenz des Stuhls. Ein Grund bei dauerhaftem Fettstuhl kann eine verminderte Enzym-oder Gallensäurenproduktion sein. Die Ursache hierfür kann von Störungen der Bauchspeicheldrüse oder Galle (auch der Leber, da die Galle in der Leber gebildet wird) herrühren. Aber auch die Darmflora spielt eine wichtige Rolle. [1] Nicht zu vergessen: Chronischer Stress kann ebenfalls einen negativen Einfluss auf unsere Verdauungsfunktion ausüben.

Wann sollte ich zum Arzt?

Insofern ein Fettstuhl nur gelegentlich auftritt und ein direkter Zusammenhang zu einem fettreichen Essen besteht, gibt es keinen Grund zur Sorge. Besteht die Symptomatik allerdings über mehrere Wochen und geht mit einer ungewollten Gewichtsabnahme einher, oder sogar mit auftretenden Bauchkrämpfen, Blähungen, Unwohlsein, bis hin zu Blut im Stuhl, sollte man sich nicht scheuen zum Arzt zu gehen. Im besten Fall kann man hier mit einer einfachen Enzymtherapie Abhilfe schaffen. Jedoch sollte abgeklärt werden, ob es sich um einen Reizdarm, eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI), Gallensteine oder SIBO (Small Intestine Bacterial Overgrow) handelt. [1]

Wie funktioniert die Fettverdauung und welche Organe sind beteiligt?

Fette werden über die Nahrung aufgenommen und im Magen emulgiert. Emulgieren ist das Verbinden von Flüssigkeit und Fett. Dieser Prozess wird im Zwölffingerdarm durch die Gallensäure weitergeführt. Die Emulgierung von Fetten ist besonders wichtig, denn wenn diese nicht wasserlöslich sind, können sie nachfolgend im Dünndarm nicht aufgenommen werden und wandern unverdaut durch den Darm. Im Zwölffingerdarm werden dem sauren Speisebrei dann Gallensäure aus der Gallenblase und Bauchspeicheldrüsensekret aus dem Magen beigemengt. Diese beiden Sekrete sind basisch und neutralisieren die Magensäure. Dies dient dazu, dass die darin enthaltenen Enzyme aktiv werden können, um die emulgierten Fette und Nahrungsbestandteile zu zerkleinern, sodass sie aufgenommen werden können.

Fettverdauung ohne Gallenblase?

Da unsere Gallenblase sehr anfällig für unseren modernen Lebensstil ist, ist eine entfernte Gallenblase nach Gallenkoliken keine Seltenheit. Die Gallenblase dient als Reservoir für die Gallenflüssigkeit und wird während des Verdauungsprozesses entleert. Das Problem bei einer entfernten Gallenblase: Die Leber kann keine größere Menge an Gallenflüssigkeit produzieren, um das fehlende Reservoir auszugleichen. So sind fettreiche Mahlzeiten problematisch, da die Nahrungsfette nicht ausreichend emulgiert werden können, weshalb diese als Fettsstuhl ausgeschieden werden. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine lebenslange Enzymsubstitution für Menschen mit einer entfernten Gallenblase. [2][3]

Welche Probleme können langfristig daraus entstehen?

Ein häufig nicht direkt erkanntes Problem ist, neben Verdauungsbeschwerden, eine veränderte Zusammensetzung des Mikrobioms. Durch den gestiegenen, unverdauten Fettanteil im Nahrungsbrei leidet die Diversität (Vielfalt) unserer Darmflora. [4] Das führt mit der Zeit dazu, dass wir anfälliger für verschiedene Symptome und Krankheiten werden. [5]

Die besten Tipps für eine gute Fettverdauung:

Damit die Fettverdauung gut funktionieren kann, braucht es ein gutes Zusammenspiel von Magen, Bauchspeicheldrüse, dem Leber-Galle-System und unserem vegetativen Nervensystem wie auch dem Hormonsystem.

  • Bitterstoffe (z.B. Enzian, Wermut, Ingwer) helfen die Verdauungstätigkeit anzukurbeln. In der Erfahrungsheilkunde ist dies schon seit langer Zeit bekannt. Es empfiehlt sich z.B. Bittertees ca. 15 Minuten vor dem Essen zu trinken, um die Tätigkeit von Magen, Bauchspeicheldrüse und dem Leber-Gallesystem anzuregen. [6]
  • Zusätzliche Verdauungsenzyme sind eine einfache und schnelle Lösung die aufgenommene Nahrung aufzuspalten. Die Wirkung der Enzyme sollte sich nach ca. einer Woche gezeigt haben. [3][7]
  • Stressfrei essen. Stress bedeutet für unseren Körper, dass die Verdauungsfunktion herunterreguliert wird. [8] Haben wir Dauerstress, ist es besonders wichtig, wenigstens zu den Essenszeiten, diesen bestmöglich abzustellen. Oft hilft es schon in Ruhe einen Tee vor der Mahlzeit zu trinken und nicht im Stehen oder unterwegs zu essen. Auch ein altbewährtes Tischgebet oder ein paar tiefe Atemzüge können schon helfen, das Stresssystem zu beruhigen.

Was gilt es zu meiden?

  • Alkohol und Rauchen wirken hemmend auf die Enzymproduktion in der Bauchspeicheldrüse. [9][10]
  • Hohe Mahlzeitenfrequenzen und späte Snacks sind eine Herausforderung für unser Verdauungssystem und tragen dazu bei, dass die aufgenommene Nahrung nicht richtig aufgespaltet und aufgenommen wird. [11]
  • >20 g Fett pro Mahlzeit sollte vermieden werden. Erst, wenn die Fettverdauung wieder funktioniert, kann der Fettkonsum wieder langsam erhöht werden.

Ernährung bei Verdauungs-störungen

MEDIZINHILFREICHTABU
ArtischockenBasilikumFructose
AvocadoEierGetreide
Beeren, besonders Erd-, Heidel- und PreiselbeerenGrünes BlattgemüseHaushaltszucker
BittermeloneKokosHochkalorische Nahrung (225-275 kcal/100 g)
BockshornkleeOlivenölIndustriell erzeugte Fertigprodukte
BrokkoliPilzeIndustriell erzeugte Fruchtsäfte
TraubenSchwarzkümmelKartoffel
CurcumaVollreife TomatenMais
Fermentiertes Gemüse, besonders SauerkrautSüdfrüchte, besonders Papaya, Mango, WassermeloneMastfleisch
GeflügelleberWildfleischReis
IngwerTraubenSüßgetränke
KnoblauchEnergydrinks
Kürbis
Meeresfisch
Nüsse, besonders Mandeln
Spinat
Wurzelgemüse
Zimt
Zwiebel

Fazit:

Mit der artgrechten Ernährung und den richtigen Enzymen lassen sich Beschwerden bei der Fettverdauung gut beheben. Vor allem beim Essen sollte man sich Zeit nehmen und Stress möglichst reduzieren.

Literatur:

  1.  Azer, S. A., & Sankararaman, S. (2019). Steatorrhea. StatPearls Publishing, Treasure Island (FL). Abgerufen von http://europepmc.org/books/NBK541055.
  2. Altomare, D. F., & Rotelli, M. T. (2019). Nutritional Support After Cholecystectomy. In D. F. Altomare & M. T. Rotelli (Hrsg.), Nutritional Support after Gastrointestinal Surgery (S. 37–42). Cham: Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-030-16554-3_4.
  3. Nofal, Y. H., Abu Dail, Y., Assaf, Y., Abo Samra, H., Abbas, F., Hamzeh, A., & Alhaj Hasan, N. (2018). Pancreatic enzyme replacement therapy for steatorrhoea in pancreatic cancer. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2018(2). https://doi.org/10.1002/14651858.CD012952.
  4. Frost, F., Kacprowski, T., Rühlemann, M., Bülow, R., Kühn, J. P., Franke, A., … Lerch, M. M. (2019). Impaired Exocrine Pancreatic Function Associates With Changes in Intestinal Microbiota Composition and Diversity. Gastroenterology, 156(4), 1010–1015. https://doi.org/10.1053/j.gastro.2018.10.047.
  5. Costea, P. I., Hildebrand, F., Manimozhiyan, A., Bäckhed, F., Blaser, M. J., Bushman, F. D., … Bork, P. (2017). Enterotypes in the landscape of gut microbial community composition. Nature Microbiology, 3(1), 8–16. https://doi.org/10.1038/s41564-017-0072-8.
  6. Mirzaee, F., Hosseini, A., Jouybari, H. B., Davoodi, A., & Azadbakht, M. (2017, Oktober 1). Medicinal, biological and phytochemical properties of Gentiana species. Journal of Traditional and Complementary Medicine. National Taiwan University. https://doi.org/10.1016/j.jtcme.2016.12.013.

  1. Safdi, M., Bekal, P. K., Martin, S., Saeed, Z. A., Burton, F., & Toskes, P. P. (2006). The effects of oral pancreatic enzymes (Creon 10 capsule) on steatorrhea: A multicenter, placebo-controlled, parallel group trial in subjects with chronic pancreatitis. Pancreas, 33(2), 156–162. https://doi.org/10.1097/01.mpa.0000226884.32957.5e.
  2. Bennett, E., Evans, P., Dowsett, J., & Kellow, J. (2009). Sphincter of Oddi dysfunction: Psychosocial distress correlates with manometric dyskinesia but not stenosis. World Journal of Gastroenterology, 15(48), 6080–6085. https://doi.org/10.3748/wjg.15.6080.
  3. Nakajima, K. (2016). Low serum amylase and obesity, diabetes and metabolic syndrome: A novel interpretation. World Journal of Diabetes, 7(6), 112. https://doi.org/10.4239/wjd.v7.i6.112.
  4. Callegari, C., & Lami, F. (1984). Cigarette smoking and salivary amylase activity. Gut. BMJ Publishing Group. https://doi.org/10.1136/gut.25.8.909.
  5. Oshida, H., Kutsuma, A., & Nakajima, K. (2013, Dezember 19). Associations of eating a late-evening meal before bedtime with low serum amylase and unhealthy conditions. Journal of Diabetes and Metabolic Disorders. BioMed Central Ltd. https://doi.org/10.1186/2251-6581-12-53.

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