Wie helfen Aminosäuren bei der Entgiftung?

Rund um das Thema Entgiftung gibt es eine Vielzahl an Informationen. Das Bild, unser Körper sei eine Art Müllhalde und voll von Giftstoffen und Schlacken, hält sich noch immer hartnäckig in den Medien und unseren Köpfen. So versprechen Entgiftungskuren und Methoden zur Entschlackung, den Körper „von innen heraus zu reinigen“. Herauszufinden, welche Maßnahme für einen selbst die richtige ist, stellt Viele, die ihrem Körper etwas Gutes tun wollen, vor Herausforderungen. Wir haben diejenige befragt, die es wohl am besten weiß: Unsere Leber. 


Wie funktioniert die Entgiftung?

Die Entgiftung findet zum Großteil in der Leber statt. Jedoch auch in vielen anderen Organen, wie z.B. dem Gehirn. Man unterteilt die Entgiftung in drei Phasen.  

In jeder der drei Phasen laufen bestimmte Prozesse ab, die im besten Fall Hand in Hand ineinander übergehen. In Phase I wird es zu Beginn gleich spannend. So genannte CYP-Enzyme wandeln die gebundenen, fettlöslichen Giftstoffe in Wasserlösliche um. Bei dieser Umwandlung können allerdings freie Radikale entstehen und zu Zellschäden führen. In Phase I werden Gifte wie Alkohol, Medikamente und überflüssige Hormone abgebaut und können teilweise direkt über den Urin, Stuhl, Schweiß oder die Atmung ausgeschieden werden. 

In Phase II werden die Stoffe, welche in der ersten Phase noch nicht ausscheidungsfähig geworden sind, transportfähig gemacht. Dieser Schritt nennt sich Konjugation, wobei die Stoffwechselprodukte an körpereigene Stoffe gebunden werden, um auch hier die Wasserlöslichkeit zu verbessern. Interessant hierbei ist, dass diese Stoffe in der ersten Phase „aktiviert“ werden, wodurch wiederum freie Radikale entstehen und Schäden anrichten können. Deshalb ist ein nahtloser Übergang in den ersten beiden Phasen besonders wichtig. Der Abtransport der fertig gebundenen Gifte aus der Leber über die Blutbahn, die Gallengänge und das Lymphsystem wird als Phase III bezeichnet. Von der Blutbahn können die gebundenen Gifte dann z.B. über die Lunge abgeatmet, über die Haut ausgeschwitzt oder über die Nieren gefiltert werden. Man bezeichnet die Phase III daher auch als Ausscheidungsphase.

Ausscheidungsweg Intervention 
Urin Trinkkur 
Schweiß Sport, Sauna 
Atmung Sport, Atemübungen 
Stuhl regelmäßiger Stuhlgang 
Gallenfluss Mariendistel, Artischocke, Kurkuma, Ingwer 
Tab.1: Ausscheidungswege der Phase III und Interventionen um diese zu fördern. 

  • Pestizide 
  • Medikamente 
  • Alkohol 
  • Drogen 
  • Nahrungsmittelzusätze 
  • Stoffwechselendprodukte 
  • Mikroorganismen
  • Nahrung 

Worauf man bei der Entgiftung achten sollte: 

Wir entgiften jeden Tag und das ist auch gut so. Es gibt keinen großen Giftmüllberg in unserem Körper, welcher sich über Monate und Jahre ansammelt und diesen wir nur über eine wochenlange Kur ausscheiden können. In der Tat werden Gifte im Fettgewebe eingelagert, weswegen bei einer schnellen Fettreduktion erhöhte Mengen an Giften anfallen können. Nimmt man allerdings langsam und gleichmäßig ab, so sollte dies für unsere Leber kein Problem darstellen. 

Wichtige Co-Faktoren 

Ein wichtiger Faktor damit die Entgiftung gut ablaufen kann, ist das Vorhandensein von so genannten Co-Faktoren. Das sind Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Diese aktivieren Entgiftungs-Enzyme (CYP-P450), welche Gifte umwandeln und dadurch inaktiv oder transportfähig machen. 

Wichtige Co-Faktoren Phase IWichtige Co-Faktoren Phase II
Fettlösliche Vitamine: A, D, E  Amniosäuren: Glutamin, Glycin, Lysin, Taurin, Cystein  
Calcium Magnesium 
Antioxidantien wie Vitamin C Vitamin C 
B-Vitamine Vitamin B 
Glutathion Glutathion 
Ingwer Choline 
Kurkuma Schwefel 
Tab. 2: Co-Faktoren für die unterschiedlichen Entgiftungsphasen 

Aminosäuren und der Übergang zwischen den Phasen 

Aminosäuren sind für viele Phase-II-Entgiftungswege wichtig. Sie unterstützen die Umwandlungsprozesse (wie Methylierung, Acetylierung, Glucuronidierung und Glykierung), gerade in Phase II. Durch ihr Vorhandensein können sie diese Prozesse sogar beschleunigen. Es wurde festgestellt, dass eine orale Supplementierung mit der Aminosäure Glycin die Phase-II-Glycinierung und Glucuronidierung unterstützt, was die Entgiftung verbessert (Gannon, Nuttall, & Nuttall, 2002). Leider haben wir keinen wirklichen Speicher für Aminosäuren im Körper, weshalb wir bei vielen Aminosäuren auf eine regelmäßige Zufuhr über die Nahrung angewiesen sind. Ein Mangel an Aminosäuren setzt grundsätzlich die Aktivität der Entgiftungsenzyme aller Phasen herab (Walter-Sack & Klotz, 1996), weshalb eine ausreichende Zufuhr absolut notwendig ist.  

Aminosäuren und die Schwermetallentgiftung

Um Metalle binden und entgiften zu können, benötigt man sogenannte „Chelatoren“. Zu den natürlichen Chelatoren, die Metalle in unserem Körper binden, gehören Metallothioneine und Glutathion (Sears,2013). Metallothioneine sind cysteinreiche (Cystein = Aminosäure), kleine metallbindende Proteine und sorgen für das physiologische Gleichgewicht von essentiellen Metallen wie Zink und Kupfer, als auch für den Schutz vor anderen toxischen Metallen wie Cadmium und Blei, indem sie diese binden und freie Radikale abfangen, die bei oxidativem Stress entstehen (Sabolić, Breljak, Škarica, & Herak-Kramberger, 2010)(Zalewska, Trefon, & Milnerowicz, 2014)(Cai, Li, Song, & Cherian, 2005).Glutathion ist das stärkste körpereigene Antioxidans, welches nicht nur in der Lage ist Schwermetalle auszuleiten, sondern uns auch vor anderen freien Radikalen schützt. Cystein ist die limitierende Komponente der Glutathionproduktion (Han u. a., 1997).

Fasten und Entgiftung

Häufig liest man, dass zu einer guten “Detox”-Kur auch Fasten gehört. Doch warum ist das so? Unsere Leber ist die Stoffwechselzentrale in unserem Körper. Nehmen wir Nahrung zu uns, so wird die Leber gefordert die darin enthaltenen Stoffe umzuwandeln, bzw. zu entgiften. Durch die Nahrungskarenz beim Fasten wird unsere Leber entlastet, weshalb Fasten viele positive Effekte auf unsere Gesundheit zeigt. Jedoch existieren bisher keine wissenschaftlichen Daten, welche die Rolle von Fasten bei der Entgiftung belegen. Denn zur Entgiftung benötigt man vor allem Co-Faktoren und Aminosäuren, welche über die Nahrung aufgenommen werden müssen und nicht gut gespeichert werden können. Eine Alternative zum langfristen Fasten, stellt das intermittierende Fasten mit einer Mahlzeitenfrequenz von < 19 Mahlzeiten pro Woche dar.  

Warum können beim Fasten Kopfschmerzen auftreten?  

Wenn im Verhältnis gesehen, eine zu hohe Aktivität in Phase I vorherrscht, werden vermehrt Gifte freigesetzt, welche Zellschäden anrichten und unsere Leber stark beanspruchen können. Der Abtransport von Giften ist dementsprechend verlangsamt und möglicherweise kann es zu einem Rückstau für anfallende Gifte kommen, wie das Nervengift Ammoniak. Dies kann dann zu Kopfschmerzen führen. Die Verschiebung in den Phasen kann z.B. durch einen Mangel an Aminosäuren zustande kommen, welche uns bereits nach ein paar Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme fehlen können.  

Interessanterweise wird Amoniak auch im Dickdarm durch Bakterien mittels Fermentation von Eiweißen gebildet. Dies geht häufig mit einer gestörten Eiweißverdauung und einer Dysbiose einher. Es ist daher ratsam vor einer Leberentgiftung oder längeren Fasteneinheit eine Darmsanierung durchzuführen. 

Ab wann setzt die Entgiftung ein? 

Die Entgiftung ist immer aktiv, nach der Nahrungsaufnahme jedoch mehr. Zudem können bestimmte pflanzliche Stoffe z.B. aus Ingwer und Curcumin, Artischocke und Mariendiestel die Entgiftung unterstützen.  

Welche Nahrungsmittel helfen bei der Leberentgiftung?

Grundsätzlich helfen alle Kohlgewächse, grüner Tee, Koriander, Knoblauch, Rosmarin, Kakao und die bereits erwähnten Kurkuma, Ingwer und Artischocke bei der Bildung unseres stärksten körpereigenen Antioxidans Glutathion.  

Hinzu kommen viele hilfreiche Lebensmittel: 

  • Karotten 
  • Pastinaken
  • Sellerie 
  • Petersilie 
  • Äpfel 
  • Beeren (Himbeeren, Heidelbeeren) 
  • Schwarzer Tee  
  • Schwarzer Pfeffer 
  • Brokkoli und anderes Kreuzblütlergemüse (Rucola, Bok Choy, Rosenkohl, Kohl, Grünkohl) 
  • Kaffeesäure (kommt in Pflanzen vor, mit besonders hohen Gehalten in Thymian, Salbei, Minze, Ceylon-Zimt, Sternanis und Yerba Mate) 
  • Staudensellerie 
  • Chili-Schoten 
  • Zimt 
  • Zitrusfrüchte 
  • Löwenzahn 
  • Ellagsäure (enthalten in Brombeeren, Cranberries, Pekannüssen, Granatäpfeln, Himbeeren, Erdbeeren, Walnüssen, Wolfsbeeren und Weintrauben) 
  • Fischöl 
  • Gartenkresse 
  • Ghee 
  • Ginkgo 
  • Honigbusch-Tee 
  • Lakritz 
  • Oliven und Olivenöl 
  • Granatapfel 
  • Propolis 
  • Rooibos-Tee 

Literatur:

Cai, L., Li, X.-K., Song, Y., & Cherian, M. (2005). Essentiality, Toxicology and Chelation Therapy of Zinc and Copper. Current Medicinal Chemistry12(23), 2753–2763. https://doi.org/10.2174/092986705774462950 

Gannon, M. C., Nuttall, J. A., & Nuttall, F. Q. (2002). The metabolic response to ingested glycine. American Journal of Clinical Nutrition76(6), 1302–1307. https://doi.org/10.1093/ajcn/76.6.1302 

Han, D., Handelman, G., Marcocci, L., Sen, C. K., Roy, S., Kobuchi, H., … Packer, L. (1997). Lipoic acid increases de novo synthesis of cellular glutathione by improving cystine utilization. BioFactors6(3), 321–338. https://doi.org/10.1002/biof.5520060303 

Sabolić, I., Breljak, D., Škarica, M., & Herak-Kramberger, C. M. (2010, Oktober). Role of metallothionein in cadmium traffic and toxicity in kidneys and other mammalian organs. BioMetals. Biometals. https://doi.org/10.1007/s10534-010-9351-z 

Sears, M. E. (2013). Chelation: Harnessing and enhancing heavy metal detoxification – A review. The Scientific World Journal. Hindawi Limited. https://doi.org/10.1155/2013/219840 

Walter-Sack, I., & Klotz, U. (1996). Influence of diet and nutritional status on drug metabolism. Clinical Pharmacokinetics. Springer International Publishing. https://doi.org/10.2165/00003088-199631010-00004 

Zalewska, M., Trefon, J., & Milnerowicz, H. (2014). The role of metallothionein interactions with other proteins. Proteomics. Wiley-VCH Verlag. https://doi.org/10.1002/pmic.201300496 

Aktuelle Beiträge