Rindergelatine – Herkunft, Verwendung und Abgrenzung zu hochwertigem Kollagen

Rindergelatine ist eine Form von tierischer Gelatine, die aus dem Kollagen des Bindegewebes von Rindern – meist aus Häuten, Knochen oder Sehnen bzw. Rinder Abfällen – gewonnen wird. Sie entsteht durch partielle Hydrolyse von Rinderkollagen, bei der die langkettigen Kollagenstrukturen in gelbildende Eiweißmoleküle zerlegt werden. Rindergelatine ist geruchs- und geschmacklos, in heißem Wasser löslich und geliert beim Abkühlen. Ihre technologisch wertvollen Eigenschaften machen sie zu einem beliebten Hilfsstoff in der Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie.

In der Lebensmittelherstellung wird Rindergelatine z. B. in Gummibärchen, Puddings, Torten oder als Klärmittel verwendet. In der Pharmazie dient sie häufig als Grundstoff für Kapselhüllen oder Gelpräparate. Auch in Nahrungsergänzungsmitteln wird sie gelegentlich als Kollagenquelle vermarktet – was allerdings kritisch zu bewerten ist: Rindergelatine besteht zwar aus kollagenen Peptiden, jedoch ist sie nicht enzymatisch weiter aufgeschlossen wie echtes Kollagenhydrolysat. Dadurch ist die Bioverfügbarkeit deutlich geringer, da die enthaltenen Proteine im Darm weniger effizient aufgenommen werden können.

Viele Produkte, die als „Kollagen“ beworben werden, enthalten in Wirklichkeit nicht vollständig hydrolysiertes Rindergelatinepulver – ein Hinweis auf eine geringere Qualität und Wirksamkeit. Nur durch enzymatische Hydrolyse – wie sie bei hochwertigem Kollagenhydrolysat erfolgt – entstehen niedermolekulare Peptide, die vom Körper optimal verwertet werden. Rindergelatine ist damit technisch nützlich, aber als funktionelles Nahrungsergänzungsmittel minderwertig im Vergleich zu echten Kollagenpeptiden.

Eigenschaften von Rindergelatine:

• Gewonnen aus Bindegewebe vom Rind

• Gelierfähig, in heißem Wasser löslich

• Besteht hauptsächlich aus Glycin, Prolin und Hydroxyprolin

• Niedrige Bioverfügbarkeit im Vergleich zu Kollagenhydrolysat

• Technischer Rohstoff, kein hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel

Anwendungsbereiche:

• Lebensmittel: Süßwaren, Desserts, Saucen

• Pharmaindustrie: Kapselhüllen, Tablettenüberzüge

• Kosmetik: Cremes, Masken mit gelbildender Funktion

• Nahrungsergänzung: günstige Kollagenquelle, aber eingeschränkte Wirksamkeit

Unterschied zu Kollagenhydrolysat:

• Gelatine = nur partiell hydrolysiert, Kollagenhydrolysat = vollständig enzymatisch gespalten

• Gelatine geliert, Kollagenhydrolysat bleibt löslich

• Bioverfügbarkeit bei Kollagenhydrolysat deutlich höher

• Rindergelatine ist funktionell, aber physiologisch unterlegen

Literaturhinweise:

• Schrieber, R. & Gareis, H. (2007). "Gelatine Handbook: Theory and Industrial Practice."

• Zdzieblik, D. et al. (2015). "Effect of collagen peptide supplementation on skin and joint health." Nutrients.

• Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2023). „Bewertung von Kollagen und Gelatine als Nahrungsergänzung.“