Glycan Targeting – Zuckerstrukturen als therapeutische Zielstrukturen

Glycan Targeting nutzt Zuckerstrukturen auf Zellen als Ziel für Krebstherapie & Immunmedizin. Erfahre mehr über Wirkmechanismen, Anwendungen & wissenschaftliche Entwicklungen.

Interesse an regelmäßigen Tipps & Infos rund um Gesundheit? Interesse an regelmäßigen Tipps & Infos rund um Gesundheit?

Wissenswertes über "Glycan Targeting"

Glycan Targeting bezeichnet eine innovative Strategie in der medizinischen Forschung und Therapie, bei der spezifische Zuckerstrukturen (Glykane) auf Zelloberflächen als Zielstrukturen für Wirkstoffe, Antikörper oder diagnostische Marker genutzt werden.

Glykane sind komplexe Kohlenhydrate, die kovalent an Proteine oder Lipide gebunden sind und eine entscheidende Rolle in der Zell-Zell-Kommunikation, Immunantwort, Entzündung und Tumorprogression spielen. Besonders in der Krebsforschung und Immuntherapie gewinnt das gezielte Ansteuern von Glykostrukturen zunehmend an Bedeutung. Im Rahmen des Glycan Targetings werden abnorme Glykosylierungsmuster, die häufig auf der Oberfläche von Tumorzellen, infizierten oder chronisch entzündeten Zellen vorkommen, erkannt und therapeutisch adressiert. Diese veränderten Zuckerstrukturen – etwa Sialinsäuren, Lewis-Antigene oder O-glykosylierte Mucine – können als Tumor-assoziierte Antigene (TAA) wirken.

Therapeutische Ansätze umfassen unter anderem die Entwicklung von monoklonalen Antikörpern, Glykan-bindenden Peptiden, Nanopartikeln oder CAR-T-Zellen, die auf diese Strukturen abgestimmt sind. Ziel ist es, krankhafte Zellen selektiv zu erkennen und zu eliminieren, während gesunde Gewebe geschont werden. Auch im Bereich der Vakzinologie und Infektionsbiologie wird Glycan Targeting zunehmend genutzt – z. B. zur gezielten Aktivierung von Immunzellen, zur Verbesserung der Antigenaufnahme oder zur Blockade pathogener Interaktionen zwischen Bakterien/Viren und menschlichen Zellen. Die größte Herausforderung liegt in der hohen strukturellen Vielfalt und dynamischen Natur von Glykankomplexen, die eine präzise Zieldefinition erschwert. Dennoch eröffnet Glycan Targeting vielversprechende Perspektiven für personalisierte Medizin, Krebsbehandlung und Immunmodulation.

Wichtige Merkmale des Glycan Targetings:

Zielt auf spezifische Zuckerstrukturen (Glykane) auf Zelloberflächen
Einsatz in Krebstherapie, Immunmodulation, Infektionsbiologie
Erkennung abnormer Glykosylierungsmuster auf Tumorzellen
Anwendung in monoklonalen Antikörpern, CAR-T-Zellen, Nanotechnologie
Hohe Spezifität, mit Potenzial für personalisierte Medizin

Literaturhinweise

Pinho, S. S. & Reis, C. A. (2015). "Glycosylation in cancer: mechanisms and clinical implications." Nature Reviews Cancer.
Hudak, J. E. et al. (2014). "Glycocalyx engineering reveals a Siglec-based mechanism for NK cell immunoevasion." Nature Chemical Biology.
Rabinovich, G. A. et al. (2004). "Functions of cell surface glycans in tumor progression and metastasis." Cancer Cell.